Freitag, 21. Mai 2010

Die Barbarossakirche in Hohenstaufen




„Barbarossakirche“, so wird die ältere der beiden Kirchen in Hohenstaufen genannt. Eigentlich wurde sie im 12. Jahrhundert dem Jakobus geweiht. Aber „Jakobuskirche“ hört man hier selten – obwohl die katholische Kirchengemeinde diesen Namen wieder öfter gebraucht. Aber die kleine, 1986 zum letzten Male renovierte Kirche, deren Ursprünge vermutlich bis ins 11. Jahrhundert zurück reichen, ist und bleibt für viele die „Barbarossakirche“, bei vielen beliebt, auch als Hochzeitskirche.
Man merkt gleich, dass diese schöne Kirche politische Aussagen der verschiedenen Zeiten widerspiegelt.
Man kann viele Beispiele nennen: Die „Kaiserpforte" („hic transibat Caesar“ steht über einer kleinen Tür; hier betrat damals der Kaiser selbst die Kirche, so erzählt es die Legende); die Wappen (Stauferwappen, Kaiserwappen, Wappen der Kurfürstentümer und der staufischen Herrschaftsgebiete); der Reichsadler; das „Barbarossa“-Farbfenster in der Ostseite des Turmes; in einem Farbfenster des Westgiebels wurde im April 1945 die Hakenkreuzfahne entfernt und durch weißes Glas ersetzt.
Wie kommt es, dass eine Kirche so voller politischer Aussagen steckt?
Zum einen sicher daher, dass der Hohenstaufen schon lange zu einem nationalen Symbol geworden war. Außerdem wurde 1838 westlich der Barbarossakirche eine neue Kirche ge-baut und 1934 zum heutigen Bau der ev. Kirche erweitert; viele Menschen und auch Vereine bemühten sich dann immer wieder, die alte Kirche als Gedenkstätte zu erhalten. Nach einer Chronik aus dem Jahre 1986 bürgerte sich deshalb in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Name „Barbarossakirche“ ein. Über hundert Jahre lang dauerte es, bis sie wieder als Kirche genutzt wurde: nach dem 2. Weltkrieg wurde sie zum Gotteshaus der katholischen Christen Hohenstaufens. Nur zweimal im Jahr nahm die ev. Gemein-de ihr „Hausrecht“ wahr: am Jakobustag, dem 25. Juli, war hier die Erntebetstunde und am Buß- und Bettag wird immer noch ein Abendmahlsgottesdienst gefeiert (durch die Abschaffung des Feiertages seit 1996 abends um 19 Uhr).
In dieser Kirche kann man schmunzeln über die vergangenen Größen, die hier in Wort und Bild angepriesen werden. Es ist schon befremdlich, wenn man in der Kirche sitzt und hinter dem Altar ein großes Barbarossa-Glasfenster anschauen muss. So wird diese schöne Kirche auch zu einem Zeugnis für die Vergänglichkeit irdischer Größen, die höchstens unser Vorbild sein können, aber letztlich nicht unsere Anbetung verdienen. Sonst könnte es passieren, dass man allzu oft die Glasfenster oder die Wandgemälde austauschen müsste!




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